
Spontan, lustvoll, trans – und dienstuntauglich?* Was der Fall Biefang über unsere Institutionen verrät – und was man (nicht) sagen darf
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Karlsruhe hat entschieden: Die Verfassungsbeschwerde von Bundeswehr-Oberstleutnant Anastasia Biefang wurde abgewiesen – aus formalen Gründen. Die Disziplinarmaßnahme, ein Verweis wegen ihres Tinder-Profils („Spontan, lustvoll, trans*, offene Beziehung, all genders welcome“), war längst gelöscht. Damit sei der Fall erledigt, sagt das Bundesverfassungsgericht.
Aber was bleibt?
Eine Soldatin, die öffentlich von Darkrooms, Sexpartys und Kollektiv-Orgasmen erzählt – und gleichzeitig eine Führungsposition in der Bundeswehr innehat. Eine Offizierin, die auf Theaterbühnen über ihre sexuellen Vorlieben plaudert, während sie offiziell „die Truppe“ repräsentiert. Und ein Staat, der nicht etwa fragt, wie so etwas mit Dienstethos, Vorbildfunktion und innerer Ordnung vereinbar ist, sondern darüber debattiert, ob der Verweis nicht etwa eine Diskriminierung ihrer Identität sei.
Dass der Verweis am Ende nicht wegen inhaltlicher, sondern wegen formaler Fristversäumnisse scheitert, macht den Fall nicht harmloser – sondern symptomatischer. Für eine Bundeswehr, die mit Truppenmangel, Ausrüstungsdefiziten und Nachwuchssorgen kämpft, aber gleichzeitig Zeit hat, sich in Sexualethik und Identitätsrhetorik zu verlieren.
Dass sich niemand fragt, ob jemand, der öffentlich von Sexpartys erzählt, noch glaubwürdig Kommandos geben kann – das ist das eigentliche Problem.
Natürlich darf jeder privat tun, was er will.
Aber wer öffentlich auftritt, öffentlich repräsentiert und öffentlich für die Bundeswehr spricht, muss sich auch öffentlich messen lassen.
Und ja, da dürfen Sätze wie „Ich bin in einem Kollektiv, wir machen unsere eigenen sexpositiven Partys“ zumindest mal die Stirn runzeln lassen.
Denn wenn heute schon Generäle Rückgrat zeigen müssen, weil sie die Landesverteidigung in Frage stellen, während Oberstleutnantinnen bei Dragqueens über Gruppensex plaudern, dann ist nicht nur irgendetwas verschoben. Dann hat sich das System bewusst gegen die Normalität entschieden.
Was bleibt, ist das Gefühl, dass eine ganze Institution vorgeführt wurde – und keiner wollte es sehen.
Mancher bringt in solchen Momenten seine Meinung lieber leise, aber sichtbar zum Ausdruck.
Ein Satz, ein Symbol, eine Fläche – mehr braucht es nicht.
Denn nicht alles muss man diskutieren. Manches kann man einfach kleben.
👉 Für alle, die sich nicht mehr alles gefallen lassen: nette-aufkleber.de